Heute mal im Dreierpack, quasi im Angebot. Bietet sich ja an im Zeitalter von »Geiz ist geil!« Da wäre zunächst Joschka Fischer. Der hat seine Autobiographie vorgelegt. »Was, jetzt schon?«, werden Sie fragen. Ja, denn die Zeit ist schnellebig. Wer da nicht schon mit 50 ein Lebensresümee verfaßt hat, der kann einpacken. Betrachtet man die Autobiographie aber als Alterswerk, als Rückblick, dann scheint das Leben nicht nur bei Fischer, sondern auch bei Klaus Wowereit, Kai Diekmann und anderen, die mit ihren Autobiographien auf den Markt drängen, in frühen Jahren bereits aus und vorbei zu sein, falls es überhaupt mal stattgefunden hat. Das allerdings zu beurteilen will ich mir nicht anmaßen. Bei Joschka Fischer lohnt sich eine Auseinandersetzung mit seinen Erinnerungen nicht wirklich, weil der Mann kaum etwas zu berichten hat (deshalb auch nur Platz drei in der aktuellen internen Rangliste der peinlichen Prominenz), was nicht schon tausend Mal von der Presse wiedergekäut worden wäre, weshalb sein Buch in Teilauszügen ja auch im Spiegel vorabgedruckt wurden, der sich bei solchen Gelegenheiten gerne als Wiederaufbereitungsanlage für Alteisenideen betätigt. Nur zweimal wurde ich bei der Spiegel-Lektüre stutzig. Zunächst als Fischer schrieb, wie sich ein »Zeitfenster« aufgetan hätte, in dem er dann gejoggt sei. Wie muß man sich das vorstellen? Ist das »Zeitfenster« geschlossen oder offen? Und wenn es aufmacht wird, was verbirgt sich dahinter? Die Leere im Kopf des joggenden Fischer? Stroh? Joggen ist an sich schon bescheuert genug, aber dann auch noch in einem »Zeitfenster« joggen? Was immer das jedenfalls sein soll im anschwellenden Neusprech, schade, daß Joschka Fischer nicht darin verschwinden kann. Beim 2. Mal glänzte Fischer mit einer grandiosen Erkenntnis: »Da saß ich nun, führte Krieg und hatte Geburtstag.« So kanns gehen.
Archiv für den Monat: November 2007
Paarverhalten
Martha Gellhorn über Abgründe menschlicher Beziehungen
Sie war mit Hemingway verheiratet, sie war mit Robert Capa befreundet und als große, glamouröse Blondine hatte sie eine Menge Verehrer, zu denen Eleanor Roosevelt, Leonard Bernstein, H.G. Wells und Marlon Brando zählten. Sie war eine der berühmtesten, vielleicht sogar die berühmteste Kriegsreporterin des letzten Jahrhunderts. Ihre Reportagen erschienen in Vogue, im New Yorker, im Harper‘s Bazaar und im Magazin Collier‘s, und sie schrieb zahlreiche Romane. In Deutschland jedoch wurde Martha Gellhorn weitgehend ignoriert, was damit zusammenhängen mochte, daß sie in der Reportagen-Sammlung »Das Gesicht des Krieges«, eines der wenigen Bücher, die übersetzt wurden, nicht sehr freundlich über die Deutschen schrieb. Was auch schwierig gewesen wäre, denn Martha Gellhorn hatte in Dachau das Elend gesehen, nachdem das Lager von den Alliierten befreit worden war. »Man schafft es einfach nicht, diese Leute zu mögen, solange sie nicht tot sind«, zitierte sie einen Häftling, ohne daß sie der Aussage etwas hinzuzufügen hatte, ohne sie abstoßend oder selbstentlarvend zu finden. Abstoßend hingegen fand sie das Bekenntnis, das sie immer wieder wie ein Mantra, wie eine ständig gemurmelte Entschuldigung zu hören bekam, »Wir sind keine Nazis, wir sind Freunde«. Martha Gellhorn empfand das nicht so, und sie schrieb es auf. Hunderttausende von Amerikanern zu Hause, die keine Vorstellung hatten, was sich auf der anderen Seite des Atlantiks abgespielt hatte, bekamen von ihr die ungeschminkte Wahrheit serviert. Keine journalistischen Tricks, kein Zurechtbiegen der Wirklichkeit, keine Propaganda, sondern im ganz und gar emphatischen Sinne die Wahrheit und nichts als die Wahrheit, die das Deutschlandbild der Amerikaner für lange Zeit prägte.
Too sexy for the Führerbunker
Ein schneller, kleiner, schmutziger, fröhlicher Hank-Meyer-Krimi
Die Zitate, die Stefan Maelck seinem 3. Roman »Tödliche Zugabe« voranstellt, stammen von Nick Cave, Raymond Chandler und Albert Camus. Nick Cave besingt betrunkene Heilige, die den Mond anheulen, Chandler schreibt über schäbige Straßen, durch die ein Mann mit weißer Weste gehen muß, und Camus reflektiert die Konsequenz eines Mords, der aus Vernunftgründen begangen wurde. Bei den drei Referenzen weiß man schon mal eins: Der Mann hat einen guten Geschmack, und das ist ja schon mal die Grundvoraussetzung allen guten Schreibens. Wer jetzt jedoch ein gewichtigen literarischen Wälzer erwartet hat, bei dem die Augen der Feuilletonmafia feucht werden, der wird enttäuscht.
Wie eine Tasse kalter Kotze
Simon Reynolds bahnbrechende Studie über den Postpunk
Wer die Geschichte der fünftausend großspurigsten Leute, die die Welt der Musik jemals hervorgebracht hat, schon immer mal lesen wollte, der kann das jetzt auch auf deutsch tun, denn »Rip it up and start again« von Simon Reynolds ist gerade auf den Markt gekommen, ein Buch, das nicht nur dem Umfang und dem Gewicht nach bereits jetzt schon zu den Klassikern der Literatur über Punk und die Folgen gezählt werden muß, d.h. über jene Zeit zwischen 1978 und 1984, als in der Musik waghalsige Experimente, verrückte Bühnenshows und wegweisende Erfindungen gemacht wurden. »Rip it up« ist der Nachfolgeband von »England‘s Dreaming« von Jon Savage, der das definitive Werk über die Punk-Jahre und die Geschichte der Sex Pistols geschrieben hat. Es ist ein sensationelles Buch, denn nicht nur trägt Simon Reynolds eine riesige Masse an spannendem Material zusammen, was für sich genommen schon eine beeindruckende Leistung, aber im Zeitalter von google und der Informationsgesellschaft noch nichts besonderes wäre, sondern er versteht es auch, den Stoff in einer Weise aufzubereiten, daß man nichts lieber täte als für möglichst lange Zeit darin zu versinken, die alten Platten wieder herauszukramen und neu zu hören, sich in irgendwelchen abseitigen Verwicklungen der Pop- und Kunstgeschichte zu verlieren und nur noch aufzutauchen, wenn es nicht anders geht und die nervige Außenwelt ihren Tribut fordert. Daß man in einer Zeitreise gerne abdriften würde, daran trägt die erstklassige Übersetzung von Conny Lösch nicht unwesentlich bei, wie überhaupt an diesem Buch alles rund ist bis auf die Tatsache, daß in der deutschen Ausgabe auf ein Register verzichtet wurde, für einen Klassiker ein ziemlich übles Handicap.
Vielleicht muß man in dieser Zeit aufgewachsen sein und vor allem zur Musik eine so intensive Affinität haben wie Simon Reynolds, um sich derart liebevoll und kenntnisreich mit dem Sujet befassen zu können, bevor er dann aus seiner Berufung einen Beruf machte und Redakteur beim Melody Maker wurde. Reynolds hat mit vierzehn die Explosion des Punk während des heißen Sommers 1976 nur am Rande mitbekommen, aber das »fuck this and fuck that / fuck it all and fuck her fucking brat« von Johnny Rotten, und vor allem die typische Vehemenz, mit der der Frontmann der Sex Pistols es aussprach, beeindruckten Reynolds auf eine Weise, die ihn für jede Art von Tätigkeit unbrauchbar machte, für die er eigentlich als Bewohner der Satellitenstadt Hertfordshire prädestiniert gewesen wäre. Wieder einer, who was lost in music. Als sich Reynolds 1978 für die Sex Pistols und den Punk begeisterte, hatten sich die Sex Pistols bereits aufgelöst und Punk war offiziell schon wieder tot. Aber das, was jetzt kam, war so spannend, daß Reynolds weder Zeit noch Interesse hatte, sich mit dem zu befassen, was dem Postpunk vorausgegangen war, oder sich alte Platten zu kaufen.
Die Wahrheit über den 13. Bundesligaspieltag
Bei den Bayern hatten die Frankfurter mit Glück, ihrem Torhüter Oka Nikolov und mit viel Beton ein torloses Remis zustande gebracht. Der Geist, der einst bei der Eintracht wehte und von dem ich als »Zeuge Yeboahs« so stark infiziert war, daß sogar die Borussia in meinem Herzen zeitweise nur die 2. Geige spielte, hat sich verflüchtigt. Friedhelm Funkel läßt den berühmten »Sicherheit geht vor«-Beamten-Fußball spielen. Ansehnlich ist das nicht, eher schon ziemlich abschreckend, und deshalb war ich auf alles gefaßt, als die Eintracht im Westfalenstadion auflief. Und genauso war dann auch die 1. Halbzeit, die genau einen Höhepunkt hatte, als Klimowicz gleich in der 2. Minute eine 200prozentige Chance verdattelte. Beim Rest mochte man nur eins: Ihn schnell vergessen. Immerhin hatte es die 2. Halbzeit in sich, denn die Dortmunder bauten permanenten Druck auf. Es gab sogar zwei oder drei Szenen, in denen sie richtig gut kombinierten und man eine Ahnung davon bekam, daß vielleicht doch Potential in der Mannschaft stecken könnte (wenn man sich eines Degen entledigen würde). Das Tor aber machte Amanaditis, der eine Gelegenheit dafür benötigte, während sich Tinga, Kuba und natürlich Valdez als Chancentod erster Güte betätigten. Wenigstens Kringe stocherte den Ball ein wenig regelwidrig über die Linie. Eigentlich schade, denn vielleicht wäre es gar nicht schlecht gewesen, beim schlechtesten Saisonstart des BVB seit 20 Jahren die Schmach noch schmachvoller zu machen, um sich mal ein paar Gedanken über die verfehlte Einkaufspolitik des Dortmunder Sportdirektors zu machen, der für einen Torjäger, der nicht trifft, 5 Millionen hingeblättert hat, ganz zu schweigen von Degen und Buckley, dem beim BVB noch nie auch nur ein einziges kleines Törchen gelungen ist. Klar, daß Valdez einen Stein im Brett bei Zorc hat, weil er sich immer aufopferungsvoll in die Schlacht wirft. Das ist schön, kompensiert aber eben noch nicht die technische Schwäche, mit der der Peruaner zu kämpfen hat. Zorc war zwar ein anderer Spielertyp, aber die Einstellung kommt ihm sehr entgegen. Für einen Künstler und Techniker hat Zorc nicht so viel übrig, wenn er einen solchen überhaupt erkennen würde. Wehmütig kann man da nur nach Bremen gucken, wo man mit Diego einen Sechser im Lotto gezogen hat, der auf sehr hohem und konstantem Niveau den Unterschied zu den Gegnern ausmacht, wie gegen die Karlsruher, die mit 4:0 nach Hause geschickt wurden. Das entscheidende aber ist, daß es Spaß macht Diego zuzusehen. In Dortmund zeigt allenfalls Petric, daß er mit dem Ball ein bißchen besser umgehen kann. Rosickys Weggang konnte nie kompensiert werden. Vielleicht hätte er mit Petric einen Spielpartner gefunden. Bei Arsenal jedenfalls blüht Rosicky auf, weil er dort ein paar Mitspieler hat, die seine Spielweise kapieren. Man sollte sich nicht allzuviel Zeit dabei lassen, wieder einen Weltklassemann nach Dortmund zu holen, und vor allem Degen abzustoßen, denn sonst ist der Zug nach Europa ins internationale Geschäft bald ganz abgefahren.
Weiße Intarsien
Die große Lady des Folksongs gastiert in Berlin
Lucinda Williams paßte ins Berliner Schiller-Theater wie Rod Stewart ins SO36, nämlich gar nicht. Bei Country-Konzert fällt mir immer die Szene in »Blues-Brothers« ein, als ein Gitter vor der Bühne heruntergelassen wird, das die nach der Band geworfenen Bierflaschen abfängt. Naja, vielleicht nicht ganz so übel, aber gegen ein bißchen mehr Stimmung und Cowboy-Hüte wäre nichts einzuwenden gewesen. Getränke waren verboten, Rauchen sowieso, und so saßen wir nach den drei Theatergongs tief in unseren Theatersesseln und klatschten brav Beifall, als die große Lady des Countrysongwritings die Bühne betrat, deren Lieder u.a. von Tom Petty und Emmylou Harris gecovert wurden, deren Song »Still I long for a kiss« in Robert Redfords »Pferdeflüsterer« zu hören war, die schon mit Dylan unterwegs war und die für »Car Wheels on a Gravel Road« 1998 einen Grammy Award bekommen hat. Die Bandmitglieder, alles exzellente Musiker, nahmen ihre Positionen ein. Und da standen sie dann auch, steif und wie angewurzelt. Lucinda Williams hätte dafür das belebende Showelement sein können, aber sie paßte sich perfekt der Langsamkeit und Trägheit ihrer Musik zu Beginn ihres Auftritts an. Das Gewagteste waren die weißen Stickereien auf ihrem linken Blue-Jeans-Bein. Da stand sie mit ihrer Gitarre am Mikrophon, ging ab und zu mal ein bißchen in die Knie, wiegte sparsam ihre Hüften, linste angestrengt auf ihr Textkonvolut, das vor ihr lag, und wenn ein Gitarrensoli einsetzte, verzog sie sich ein paar Schritte nach hinten und ruderte merkwürdig arhythmisch mit den Armen. Aus den Sesseln reißt einen das nicht gerade. Aber man hatte ja immerhin noch die Möglichkeit, einfach nur ihren rauen, verruchten Barfraustimme zu lauschen, wenn sie ihre hinreißenden Balladen sang, von Einsamkeit, Schwäche, Tod, Selbstmord, unglücklicher Liebe, betrunkenen Engeln. Leider wurden ihre Zwischenmoderationen immer ausführlicher. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, aber sie waren von derartig vielen bräsigen »I don‘t know« und »you know« durchsetzt, daß die nicht immer hilfreichen Erläuterungen (»It‘s a song for myself«) exakt dem Bild entsprachen, das sie sowieso abgab, nämlich dem einer Landpomeranze, die zum ersten Mal ein paar zusammenhängende Sätze vor Publikum sagen soll. Da sie aber schon seit über 30 Jahren im Geschäft ist und z.Z. auf Europa-Tournee, wäre es keine schlechte Idee, wenn ihr vielleicht jemand sagen würde, daß sie sich ein paar bühnentaugliche Sätze zurechtzimmern und ein bißchen routinierter und spritziger auftreten sollte. Das jedenfalls hätte das »intelligente Publikum«, bei dem sie sich ständig bedankte, dann auch verdient gehabt. Aber so what. Da war ja noch ihre Stimme, die »Not a day goes by I don‘t think about you« hauchte, einen Song, den ich aus Gründen des Liebesschmerzes mal eine ganze Nacht lang hörte. Sowas prägt. Dafür verzeiht man ihr auch, daß sie mit weißen Stickereien auf den Blue Jeans herumlief.
Die Wahrheit über den 12. Bundesligaspieltag
Von Hamburg aus, wo ich am Vortag gewesen war, hätte ich über Hannover zurückfahren können. Aber abgesehen von gewissen üblen alkoholischen Folgeerscheinungen hatte ich kein gutes Gefühl und auch keine Lust, den Dortmundern schon wieder beim Verlieren zuzugucken. Meine Milchmädchenrechnung basierte auf der Überlegung, daß nach jedem guten Auftritt wie den zuletzt zu Hause gegen die Bayern, als sich alle ungläubig die Augen rieben, der Absturz folgt. Das Bayern-Spiel endete zwar torlos, aber man merkte den Dortmundern an, daß sie bis in die Haarspitzen motiviert waren, schließlich sind Gegner internationalen Formats selten geworden in Dortmund. Die Schwarzgelben hätten sogar gewinnen können, wenn es nicht gerade der Chancentod Valdez gewesen wäre, der frei vor dem Bayerntor zum Schuß kam. Einige Spieler wuchsen sogar über sich hinaus wie Tinga, der sensationell aufspielte. Diese Motivation ist bei einem Gegner wie Hannover natürlich schwer zu halten, aber eigentlich müßte man genau das von einem Trainer wie Doll erwarten können, wenn er schon mit einem rostbraunen Kapuzenshirt herumläuft und auf streetcredibility macht. Aber wenn Doll schon in dieser Hinsicht nicht punkten kann, was bleibt dann? Eine Handschrift kann ich nicht so richtig erkennen. Schnelles, direktes Paßspiel? Dazu fehlt schon das Personal. Zuviel mittelmäßige Spieler, die wie Brzenska schon bei einem einfachen Querpaß in die Bredouille kommen, wenn der Gegner ein bißchen Vorchecking spielt. Immerhin, die ersten zwanzig Minuten war Dortmund besser und hatte sogar ein paar Chancen, aber aus unerfindlichen Gründen überließen sie danach den Hannoveranern die Initiative. Okay, der überragende Tinga mußte verletzt zur Halbzeit heraus, konnte von Kruska in keinem Moment ersetzt werden, Valdez war wie immer bemüht, aber völlig ohne Wirkung, Buckley zeigte sich nur dann, wenn er den Ball ab und zu mal schnell durchs Mittelfeld schleppte, und Degen war sensationell schlecht. Wie er Pinto im Strafraum völlig unnötigerweise umsäbelte, dafür müßte ihm schon eine Dämlichkeitsmedaille überreicht werden. Aber auch vorher glänzte er durch Fehlpässe und ungeschicktes Zweikampfverhalten. Er war der Mann, den der Gegner braucht, um zu gewinnen. Keine Ahnung, warum Doll an ihm festhält und der Verein sogar eine Vertragsverlängerung mit ihm anstrebt. Es war genau das richtige Spiel, um sich übermüdet am Tresen festzuhalten und alles wie durch einen Tunnel an sich vorbeiziehen zu lassen. Ob ich geweint hätte und ob ich nicht endlich meinen Vereinsabzeichen abnehmen würde, simste mir eine Freundin nach dem Spiel. Warum sollte ich? Die 2:1-Niederlage in Hannover ließ mich unberührt. Ich hatte sie erwartet, und insofern hatte ich mich mal wieder auf meinen Verein verlassen können. Und das hat ja auch was. Es ist wie eine alte Ehe. Es passiert nichts Unvorhergesehenes mehr und dennoch trägt man den Ring, and he doesn‘t burn your finger, wie es in einem Lied heißt.
Love hurts
Für den Familienvater Rod Stewart ist das lange vorbei
Die meisten Besucher des Rod Stewart-Konzerts haben weit in die Vergangenheit zurückreichende Gründe, um das alte Idol noch einmal auf der Bühne zu sehen. Bei mir ist es die Erinnerung an einen schönen sonnigen Tag. Ich war gerade aus dem Knast entlassen worden und auf dem Weg zu meiner Flamme, und als ich die Treppe zu ihrem 200qm-Loft hochflog, dröhnte aus den Lautsprechern »Maggie May«, und dann lagen wir uns genau im Rhythmus des zauberhaften Songs nach langer Zeit endlich wieder in den Armen. Damals schien es für mich nichts schöneres zu geben und »Maggie May« wurde zum Lied des Jahres, wie auch für Hunter S. Thompson, der diese Ich-hab-mein-Herz-verloren-Schmonzette auf einen Sampler mit seinen Lieblingsliedern brannte. Solche Dinge vergißt man nie wieder.